Kannte ein römischer Handwerker vor 2000 Jahren schon Aluminium? Wovon berichtet Plinius?

Die Prä-Astronautik Beschreibung

Die Geschichte des Aluminiums beginnt offiziell im Jahre 1808, als Sir Humphry Davy es bei seinen Untersuchungen entdeckt. Aber erst 1827 wurde ein Verfahren entwickelt, um reines Aluminium herzustellen. Doch gibt es bei verschiedenen römischen Historikern den Bericht einer Begebenheit, nach der die Erfindung des Aluminiums wesentlich älter sein könnte. Gab es vor 2000 Jahren schon Aluminium?

So berichten Plinius und auch Petronius, dass einst im Palast des Kaisers Tiberius, der in den Jahren 14 bis 37 n. Chr. regierte, ein Metallarbeiter erschien und ein metallisches Geschenk anbot, das äußerlich wie Silber aussah, aber auffallend leicht war. Der Kaiser fragte den Arbeiter, wo dieses Metall zu finden wäre, und erhielt die Antwort, dass jener es aus einer tonhaltigen Erde hergestellt hätte. Tiberius fragte weiter, ob sonst noch jemand um das Vorhandensein und die Herstellung dieses Metalls wüsste, worauf der Arbeiter zu seinem Unheil erwiderte, dass außer ihm nur Jupiter das Geheimnis kenne. Der Kaiser aber war von Argwohn erfasst, dass das neue Metall den Wert des Goldes und des Silbers schädigen könnte, und ließ daher die Werkstatt des Geschenkgebers zerstören und denselben enthaupten, sodass die Erfindung verloren ging.

Klassische Erklärung

Die einfachste Methode, diese Anekdote zu überprüfen, ist, auch hier wieder sich die Originaltexte anzusehen. So finden wir bei Petronius folgenden Text:

Fuit tamen faber qui fecit phialam vitream, quae non frangebatur.
Admissus ergo Caesarem est cum suo munere, deinde fecit reporrigere Caesari et illam in pavimentum proiecit.
Caesar non pote valdius quam expavit. At ille sustulit phialam de terra;
collisa erat tamquam vasum aeneum. Deinde martiolum de sinu protulit et phialam otio belle correxit.
Hoc facto putabat se coleum Iovis tenere, utique postquam illi dixit:
‚Numquid alius scit hanc condituram vitreorum?‘ Vide modo.
Postquam negavit, iussit illum Caesar decollari: quia enim, si scitum esset, aurum pro luto haberemus.

Petronius Arbiter Satyricon Buch 1 Kapitel LI (51)

Es war einmal ein Künstler, welcher gläserne Vasen herstellte, die nicht zerbrachen.
Deswegen wurde er zu Caesar vorgelassen, um seine Arbeit vorzustellen.
Doch Caesar erschrak, als der Künstler die Vase mit aller Kraft auf den Boden warf.
Doch der Vase war nichts passiert, sie war nur etwas zerquetscht.
Der Handwerker zog einen kleinen Hammer hervor und korrigierte die Vase.
Nachdem das geschehen war, fragte ihn Caesar, ob noch jemand das Rezept zur Herstellung dieses Glases kennen würde.
Der Künstler sagte, dass nur Jupiter das Geheimnis kennen würde und sonst niemand.
Daraufhin ließ ihn Caesar köpfen mit der Begründung, wenn es sich herumspricht,
wie man solche Glasgefäße machen kann, dann wird das Gold nur noch gegen Kot getauscht werden.

Hoppla, bei Petronius klingt diese Geschichte also ganz und gar anders. Es ist also nicht von einem silbrigen Gegenstand die Rede, sondern ganz klar von Glas. Von unzerbrechlichem Glas.

Aber schauen wir mal, was Plinius dazu sagt.

…ferunt Tiberio principe excogitato vitri temperamento, ut flexile esset,
totam officinam artificis eius abolitam, ne aeris, argenti, auri metallis pretia detraherentur.

Plinius d.Ä. Naturalis historia XXXVI (36,195)

…Tiberius dachte, dass hartes und flexibles Glas die Entwertung von Kupfer,
Silber und Gold zur Folge hätte, (da man Glas einfach aus Sand herstellen könnte.
Anmerkung im Kapitel davor).

Also auch Plinius der Ältere berichtet nicht von einem silbrigem Gegenstand, den man für Aluminium halten könnte, sondern explizit von flexiblem Glas.

Leider geistert diese Geschichte schon unendlich lange in der Literatur herum, so dass selbst seriösere Prä-Astronautik-Schriftsteller diese Geschichte aufgegriffen haben und erzählen. Ich konnte die Geschichte zu einem Vortrag des Generals Sainte-Claire Deville über Aluminium an der Sorbonne1 im Jahre 1864 zurückverfolgen. Leider kann ich kein Französisch, sodass mir nicht klar ist, wie Deville auf die Interpretation kommt, dass Plinius und Petronius Aluminium meinen könnten.

Fazit:

Man kann also festhalten, dass es zumindest bei den römischen Historikern keine Beschreibung von aluminumähnlichen Gegenständen gibt. Vielmehr erinnern sie an die heutigen Versuche, biegsames Glas herzustellen.

Literatur:

  • M. HENRY SAINTE-CLAIRE DEVILLE. (1864)DE L’ALUMINIUM. In: LES SOIRÉES SCIENTIFIQUES DE LA SORBONNE.
  • BERTHELOT, M., & STRUNZ, F. (1909). Die Chemie im Altertum und im Mittelalter. Leipzig und Wien.
  • FISCHINGER, L. A. (2009). Historia Mystica rätselhafte Phänomene, dunkle Geheimnisse und das unterdrückte Wissen der Menschheit. München
  • FISCHINGER, L. A. (2010). Verbotene Geschichte die grossen Geheimnisse der Menschheit und was die Wissenschaft uns verschwiegen hat. München
  • DÄNIKEN, E. V. (2011). Die andere Seite der Archäologie Faszination des Unbekannten. Rottenburg

Siehe auch

Der Aluiminiumkeil von Aiud


  1. Teil der Pariser Universität